Der Herr beginnt rechts nach vorne, die Dame links nach hinten

  • Beispiele: Hijo De La - Luna

Die ersten Spuren des Wiener Walzers finden sich im 12. Jahrhundert, in Form eines im österreichischen Alpenland beheimateten Volkstanz, dem Ländler. Er verbreitete sich unter vielen Namen und in verschiedenen Varianten - Schwäbisch, Steyrisch, Langaus, Plattler, Schleifer, Deutscher, um hier nur einige Beispiele zu nennen. So entwickelte sich aus diesen Urvarianten nicht nur der Walzer, sondern beispielsweise auch der Schuhplattler. Doch die Obrigkeit war nicht begeistert von den Vorläufern des Walzers. So wurde beispielsweise 1544 in Magdeburg beschlossen: »Die Tänze soll man halten wie von alters her, züchtig und ehrlich, ohne Verdrehen, Umschlingen und andere böse Geberden. Das Schleudern und Verdrehen wird um eine Mark Strafe verboten.« In Belgern an der Elbe wurde man dafür sogar gleich ins Gefängnis gesteckt: »Frauen und Jungfrauen sollen sich züchtig am Tanz zeigen, und die Mannspersonen sich des Verdrehens und anderer Leichtfertigkeiten enthalten. Welcher Mann Frauen und Jungfrauen verdrehen und aufwerfen wird, der soll gefänglich eingezogen werden und um 20 Gulden Strafe bestraft werden«(1572). Dies konnte dem Walzer (oder seinen Varianten) aber wenig anhaben. Die Leute liebten ihn trotzdem. Doch der Kirche gelang es zeitweise den Walzer mit harten Worten zu verdrängen: »Tanzen ist nichts anderes denn eine Bewegung zur Geilheit, ein Spiel, das allen Frommen übel ansteht, vom lebendigen Teufel, Gott zur Schmach, erfunden...Das wüste Umlaufen, das unzüchtige Drehen, Greifen und Maullecken, ist Sünde...« ("Ehespiegel" von Prediger Spangenberg, Strassburg 1528 - 1604). Über ein Jahrhundert später zeigte sich die Kirche immernoch wenig begeistert vom Tanzen: »Tanzen ist eine unflätige Bewegung und ein schändliches Schauspiel. Tanzen ist Sünde. Tanzen ist ein Haufen Unreinigkeit. Tanzen ist ein fauler Baum. Tanzen ist Bosheit und eitel Finsternis, ist eine böse Lust. Tanzen ist ein schändlicher und ehrloser Missbrauch. Tanzen ist ein satanischer Aufzug« ("Tanzteufel" von Theologe J.L. Hartmann 1677). Und nach diesem Feldzug der Kirche war vom Walzer bis etwa 1770 wenig mehr zu hören. Doch in dieser Zeit, zeitgleich zu dem Sturm&Drang in der Literatur (1765-1795), begannen sich die Leute nach schellen Bewegungen zu sehnen, und so wurde der Wiener Walzer wiederentdeckt. So lernte beispielsweise der junge Goethe in Strassburg das Walzertanzen, und war davon - laut seiner Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" - sehr begeistert. Und als im Jahre 1786 in Wien bei der Uraufführung von "Una cosa rara" öffentlich, auf der Bühne, Walzer getanzt wurde - seit dem auch Wiener Walzer genannt - war eine wahre Walzerwelle ausgelöst. Um 1800 gab es - mal wieder - einige verbitterte Gegner des Walzers (Der Herzog von Devonshire wollte zum Beispiel keine Dame heiraten, die Walzer tanzte - er starb ledig). Bis etwa 1900 war es üblich den Wiener Walzer immer schneller zu tanzen, bis zu 100 Takte pro Minute um 1900 (heutzutage: 60 Takte pro Minute). Der heutzutage übliche Name Walzer kommt vom deutschen Wort "walzen", was soviel wie drehen bedeutet.

Technik: Beim Wiener Walzer gibt es Heben und Senken, auch wenn es viel schwächer ausgeprägt ist, als bei anderen Tänzen, er ist ein Schwungtanz. Im Wiener Walzer bewegt sich das Paar in Standard-Tanzhaltung in Tanzrichtung durch den Raum.

Herkunftsland: Österreich
Welttanzprogramm: aufgenommen: 1963
Turniertanz: seit 1929, 1932 oder 38 - unterschiedliche Quellen
Takte/Minute: 60
Schritte/Minute: 180

Figuren:


Siehe Standardtanz, Turniertanz, Walzer

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